Krankenhauspolitik ist kein Wunschkonzert: Leserbrief von Hans Metzenleitner

07. August 2022

Bartl Wimmer hat in allen Punkten absolut recht. Die beschlossene Reform unserer Kliniken macht sie zukunftssicher und stärkt die Gesundheitsregion. Seit 20 Jahren bin ich als Kreisrat und Aufsichtsrat in den Kliniken eng und aktiv mit der Entwicklung der Kliniken im Berchtesgadener Land und im Landkreis Traunstein beschäftigt. Ebenso lange gibt es die vereinzelten Kassandrarufer – mal im Norden, jetzt gerade im Süden – die den baldigen Untergang der Krankenhausversorgung an die Wand malen. Nichts davon ist bisher eingetreten und nichts davon wird künftig eintreten.

Ja, es war ein politischer Kraftakt, die ehemaligen Kreiskliniken und die Städtische Klinik in Bad Reichenhall erst in eine GmbH und dann ab 2009 in eine gemeinnützige AG mit den Traunsteiner Klinken zu fusionieren, um auf dem hart umkämpften Gesundheitsmarkt wieder wettbewerbsfähig zu werden. Dabei alle Klinikstandorte in kommunalpolitischer Trägerschaft zu erhalten, für die fast 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für eine krisensichere medizinische Grundversorgung im Landkreis, das war mehr als herausfordernd. Denn diese drei Standorte im vergleichsweise kleinen Landkreis zu sichern gegen die Übernahmeinteressen mächtiger privater Klinikkonzerne konnte nur gelingen durch eine sachorientierte partei- und fraktionsübergreifende gemeinsame Politik und einem Landrat Grabner, der diese überlebensnotwendigen Umstrukturierungen mutig vorantrieb.

Effiziente Krankenhauspolitik ist kein Wunschkonzert. Die finanziellen und logistischen Rahmenbedingungen werden durch Bund, Land und Kassen gesetzt. Eine Rundum-Grundversorgung sowie die Vorhaltung vielfältiger Angebote in kleinen Häusern ist weder finanzierbar noch medizinisch wünschenswert. Nicht nur der Gesetzgeber, sondern vor allem auch die Patienten verlangen nach spezialisierten und hoch-professionellen medizinischen Anbietern. Die Umwandlung des Berchtesgadener Hauses in eine Fachklinik mit den Schwerpunkten erweiterte Geriatrie – ein expandierender Zweig - und Orthopädie sichert den Standort und bietet spezialisierte Medizin. Im Übrigen ändert sich zum bisherigen Stand nur sehr wenig, da auch künftig durch die Akutgeriatrie medizinische Angebote der Inneren Medizin weiter vorgehalten werden.

Und eine Rundum-Notfallversorgung, die bereits aktuell zum größten Teil von Bad Reichenhall übernommen worden ist und in manchen Nächten kein einziger Notfall ankam, ist weder personell noch finanziell vermittelbar. Obwohl die kleinen Häuser wie Freilassing und Berchtesgaden noch nie „schwarze“ Zahlen geschrieben haben und von den großen Kliniken, vor allem Traunstein, mitgetragen werden, war und ist es der feste politische Wille, alle diese Standorte zu erhalten: Klinikleitung, Aufsichtsrat und Kreistag zogen hier immer am selben Strang in die selbe Richtung. Berchtesgaden als Fachklinik, Bad Reichhall mit dem neu zu errichtenden Zentralklinikum sowie der Gesundheitscampus Freilassing mit der vorwiegend tagesklinischen und ambulanten Versorgung sind der Garant für eine breit gefächerte und spezialisierte medizinische Grundversorgung für unsere Landkreisbevölkerung. Dieses Konzept wurde mit breitester Mehrheit in den beiden Kreistagen BGL und Traunstein sowie im Aufsichtsrat beschlossen – aus guten Gründen!

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