„Wir kommen mit den vorhandenen Räumlichkeiten und der Ausstattung gut klar“, teilte der Schulleiter der Schnitzschule Berchtesgaden, Rochus Sebold, der SPD-Delegation mit, auch wenn es natürlich den einen oder anderen Verbesserungswunsch gebe. SPD-Ortsvorsitzender Hans Metzenleitner wies eingangs darauf hin, dass es sich bei der Schnitzschule, der Berufsfachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei, um eine Schule in der Trägerschaft des Landkreises, unterstützt durch den Bezirk Oberbayern, handle. Über diese traditionsreiche „Spezialschule“, die über Generationen viele junge Menschen in die Kunst der gehobenen Holzverarbeitung eingeführt habe, wolle man sich mal wieder ein aktuelles Bild machen.
„Gerade für uns Kreistagsmitglieder ist es daher sehr wichtig zu erfahren, ob und ggf. wo Investitionsbedarf besteht“, ergänzte Roman Niederberger als Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, nicht ohne auf die derzeit angespannte Finanzsituation hinzuweisen. Die zeitgemäße Ausstattung von Schulen genieße immer höchste Priorität.
Bereits vor etwa 180 Jahren entstand hier die Vorläuferschule, eine Zeichenschule, so Schulleiter Sebold, die vor allem den Herstellern der Berchtesgadener War’ theoretische und praktische Grundlagen vermittelte. Es gibt zwar zehn verschiedene Holzbildhauerschulen in Deutschland, in der speziellen Form als BFS für Holzbildhauerei und für Schreiner gibt es diese allerdings nur noch in Garmisch. Der gute Ruf dieser Schule weit über den Landkreis hinaus zeige sich auch in der durchgängigen Vollbelegung, freute sich Sebold, der „seine“ Schule seit Jahrzehnten kennt. Die 75 Fachschülerinnen und Fachschüler verteilen sich während der drei Ausbildungsjahre auf beide Ausbildungsrichtungen mit einem leichten Überhang bei den Holzbildhauern. Nur 20 Prozent davon stammen aus der Region, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist ausgeglichen und ein Großteil der Auszubildenden kommt mit Abiturabschluss.
Beim Rundgang durch die Schulgebäude beiderseits der Bergwerkstraße zeigten sich die Kommunalpolitikerinnen und –politiker tief beeindruckt von der künstlerischen Kreativität und der handwerklichen Präzision der Werkstücke. Grundlage dafür ist jedoch eine durchdachte Planung, die vom Skizzieren über computergestützte Detailpläne und über Modellieren, auch mittels 3-D-Drucker, in die praktische Arbeit führt. „80 Prozent Fleiß und harte Arbeit und lediglich 20 Prozent Talent garantieren den Erfolg“, erklärte Rochus Sebold, „auch künstlerisches Arbeiten fällt einem nicht in den Schoß.“
Im abschließenden Gespräch erkundigte sich Kreisrätin Susanne Aigner nach möglichen Investitionswünschen, nachdem vor Jahren ja sogar einmal über einen Ersatzbau nachgedacht worden ist. Zur Erleichterung der Kreisräte, die um die brisante Haushaltslage Bescheid wissen, hatte Sebold nur vergleichsweise bescheidene Wünsche. Keine Rede mehr von einer notwendigen Erweiterung! „Wir kommen bei den Schreinern wie auch bei den Holzbildhauern mit dem Raumangebot klar“, war die entscheidende Aussage. Natürlich könnte man sich da und dort noch mehr Raum vorstellen, aber dies seien eher Luxusprobleme. Auch die Ausstattung mit moderner IT und mit nötigen Maschinen bezeichnete er als sehr gut.
Nur eins fehle und wäre dringend notwendig: ein ordentlicher Sozialraum, in dem die Auszubildenden in einer zumutbaren Umgebung ihre Mittagspause verbringen können. Er könne sich dabei gut die Umfunktionierung des ehemaligen Holzlagers in einen Aufenthaltsraum vorstellen. „Ein ausreichend dimensionierter Aufenthaltsraum sollte für jede Schule heutzutage zum Standardrepertoire zählen“, signalisierte Roman Niederberger seine Unterstützung. Wenn für das künftige Berufsbildungszentrum mit einem dreistelligen Millionenbetrag kalkuliert werde, sollte für die Schnitzschule eine so geringe, aber notwendige Investition möglich sein.