Sehr hoch war die Beteiligung bei der „Links-Bergauf-Wanderung“ in diesem Jahr. Die Talkessel-SPD lud zusammen mit der Parlamentarischen Staatssekretärin, Dr. Bärbel Kofler, zur Nationalparkwanderung ins Klausbachtal ein. Unter der fachkundigen Führung des Nationalparkchefs, Dr. Roland Baier, erhielten die Teilnehmenden hoch interessante Einblicke in die verschiedenen Aufgabenbereiche des Nationalparks wie auch in die ökologischen Zusammenhänge und Veränderungen im deutschlandweit einzigen Hochgebirgs-Nationalpark. SPD-Ortsvorsitzender Hans Metzenleitner begrüßte neben dem Referenten insbesondere die örtliche Abgeordnete Bärbel Kofler, die SPD-Kreisvorsitzende Susanne Aigner, Landrats-Stellvertreter Helmut Fürle und Landratskandidat Roman Niederberger.
„Der Nationalpark ist immer eine Wanderung oder Bergtour wert, besonders wenn der Chef uns persönlich begleitet“, freute sich auch die Bundestagsabgeordnete. Wie sehr der Nationalpark mittlerweile von allen Seiten akzeptiert wird, zeigte sich auch im freundlichen Gespräch zwischen Almbauer und Almbäuerin mit dem Nationalparkchef auf der Bindalm.
„Die Natur sich selbst überlassen“ – dies ist nach den Worten Roland Baiers die oberste Zielsetzung im Nationalpark, vor allem in der Kernzone, die 75 Prozent der Gesamtfläche einnimmt. Dieser bei vielen Einheimischen anfangs durchaus gewöhnungsbedürftige Ansatz stößt mittlerweile auf hohe Akzeptanz. Neben dem Schutz der Natur soll der Nationalpark natürlich auch der Erholung dienen, der Bildung und der Forschung. Auch bestimmte Nutzungsformen, wie die traditionelle Almwirtschaft, die Bewirtschaftung von Schutzhütten, der Unterhalt von Wegen und Steigen sowie die unterschiedlichen Spielarten des Alpinismus stehen im Einklang mit den hohen ökologischen Anforderungen.
Insbesondere zu den Themenbereichen Almwirtschaft, Waldentwicklung und Forschungsprojekten gab der Nationalparkchef an verschiedenen dafür geeigneten Örtlichkeiten aktuelle hoch interessante Einblicke. Die Almen auf der Bindalm lieferten besten Anschauungsunterricht. Die bis in die Römerzeit zurückreichende Almwirtschaft hat eine Kulturlandschaft mit hoher Artenvielfalt geprägt. Nur die harte Arbeit der Almberechtigten habe diese wertvolle Kulturlandschaft entstehen lassen und verhindere die Verbuschung und Überwaldung. Und wie schnell der Wald sich wieder sein Terrain zurückerobert, davon konnte sich die Wandergruppe an mehreren Stellen ein eindeutiges Bild machen. Nach den verschiedenen Windwürfen der letzten Jahrzehnte ist an diesen Stellen ohne forstliche Eingriffe ein ökologisch wertvoller Mischwald entstanden.
Jahrhundertelang habe man aus wirtschaftlichen Gründen eine Fichten-Monokultur gepflanzt, die – verstärkt durch den massiven Klimawandel im Gebirge – enorm schädlingsanfällig ist. „Diese Fehlentwicklung wird im Nationalpark durch die Natur selbst geheilt“, freute sich Dr. Baier. Auch die Verbissschäden hielten sich in tolerierbaren Grenzen, was für ein vernünftiges Wild-Management spricht. Lediglich in der Pflegezone an den Rändern des Nationalparks bekämpfe man den Borkenkäfer, um die nahen Wirtschaftswälder zu schützen.
Wie die Hochgebirgsnatur auf die beängstigend rasch steigenden Temperaturen reagiert, damit beschäftigen sich eine Reihe international vernetzter Forschungsprojekte. Sowohl in der Fauna als auch in der Flora zeigten sich deutliche Veränderungen. Die Waldgrenze steigt, Fichten erweisen sich als wenig hitzeresistent, neue Insekten- und Schmetterlingsarten werden gesichtet und der Blaueisgletscher verschwindet in den nächsten Jahren. Auch auf die Almbewirtschaftungszeiten wirke sich der Klimawandel aus. Dennoch habe man, so der Nationalparkleiter, das Glück, im Nordstau der Alpen mit nach wie vor hohen Niederschlägen rechnen zu dürfen. Dies werde zwar zu waldbaulichen Veränderungen führen, aber den Wald als Ganzes nicht gefährden.
Am Ende der Wanderung verwies Dr. Baier durchaus mit Stolz auf das seit einigen Jahren laufende Bartgeierprojekt. Bereits zum fünften Mal wurden jeweils zwei junge Bartgeier erfolgreich ausgewildert. Der durch den Menschen nahezu ausgerottete Greifvogel wird nun im Rahmen eines gesamteuropäischen Programms im gesamten Alpenraum wieder angesiedelt. Das Berchtesgadener Nationalparkprojekt liefert hierzu einen wichtigen Beitrag.